Neues Pflegegeld soll kommen - Entlastung für viele Familien geplant
Die neue Bundesregierung plant ein Familienpflegegeld. Durch die neue Sozialleistung sollen pflegende Angehörige entlastet werden. Was das konkret bedeuten wird und was geplant ist, findet man hier auf Finanz.de.

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Mit einem weitreichenden Vorschlag bringt die neue Bundesregierung unter Kanzler Friedrich Merz (CDU) Bewegung in die Debatte um die Pflege in Deutschland: Ein Familien Pflegegeld soll pflegende Angehörige finanziell entlasten und deren Beitrag zum Sozialsystem erstmals als Lohnersatzleistung anerkennen. Die Idee: Wer seine Berufstätigkeit ganz oder teilweise für die häusliche Pflege eines Familienmitglieds aufgibt, soll künftig staatlich unterstützt werden – ähnlich wie beim Elterngeld.
Mehr Pflegebedarf, weniger Fachkräfte: Politik muss reagieren
Bundesfamilienministerin Karin Prien (CDU) begründet den Vorstoß mit dem rasanten demografischen Wandel. Die Zahl der Pflegebedürftigen hat sich in den letzten zwei Jahrzehnten nahezu verdoppelt – mehr als 80 Prozent werden zu Hause gepflegt, meist von Angehörigen. Gleichzeitig verschärft sich der Fachkräftemangel im Gesundheitswesen.
„Es ist nicht mehr realistisch, dass wir alle Pflegebedürftigen ausschließlich durch Fachpersonal betreuen lassen können“, sagte Prien gegenüber der Funke Mediengruppe. Ihre Schlussfolgerung: Pflegende Angehörige müssen systematisch unterstützt werden.
Familienpflegegeld: Was ist geplant?
Laut dem Koalitionsvertrag von CDU und SPD ist der Einstieg in ein Familienpflegegeld bereits skizziert – bislang jedoch nur in Form eines Prüfauftrags. Prien will das ändern. Das geplante Pflegegeld als Lohnersatz soll sich am Elterngeld orientieren: 65 Prozent des vorherigen Nettoeinkommens, mindestens 300 Euro, höchstens 1.800 Euro monatlich.
Die Sozialleistung soll greifen, wenn Angehörige ihre Erwerbstätigkeit wegen Pflegepflichten ganz oder teilweise aussetzen. Der Paritätische Wohlfahrtsverband und der Sozialverband Deutschland (SoVD) begrüßen den Vorschlag. „Pflegende Angehörige tragen große Lasten – es ist höchste Zeit, dass der Staat sie ernsthaft entlastet“, erklärte SoVD-Chefin Michaela Engelmeier.
Finanzierung bleibt größte Hürde
Doch das Konzept hat Tücken. Prien räumt ein, dass die Finanzierung nur bei verbesserter Haushaltslage realistisch sei. Eine neue Sozialleistung in Milliardenhöhe müsste dauerhaft und verlässlich abgesichert werden. Gesundheitsökonom Jürgen Wasem warnt zudem vor negativen Anreizen zur Arbeitszeitverkürzung, die sich langfristig auf Steuereinnahmen und Wirtschaftskraft auswirken könnten.
Modell mit Folgen – auch für Gleichstellung und Altersvorsorge
Sozialverbände verweisen derweil auf die Risiken, die pflegende Angehörige – vor allem Frauen – tragen, wenn sie beruflich zurückstecken. Der Verzicht auf Erwerbstätigkeit bedeute häufig nicht nur kurzfristige finanzielle Einbußen, sondern dauerhafte Nachteile bei Rente und Karriere. Der BIVA-Pflegeschutzbund sieht im Familienpflegegeld daher auch einen Beitrag zur Armutsvermeidung im Alter.
Ausblick: Modellprojekt oder neues Sozialsystem?
Noch ist unklar, ob das Familienpflegegeld bundesweit eingeführt oder zunächst in Modellregionen getestet wird. Die Bundesfamilienministerin will in den kommenden Monaten konkrete Eckpunkte vorlegen, flankiert von der im Koalitionsvertrag angekündigten großen Pflegereform.
Der Vorschlag könnte das Sozialsystem grundlegend verändern – hin zu mehr Anerkennung informeller Pflegearbeit. Ob daraus ein tragfähiges Gesetz wird, hängt nicht nur vom politischen Willen, sondern vor allem von der Finanzierung ab. Der gesellschaftliche Bedarf ist klar – nun liegt es an der Politik, ein tragfähiges Modell zu liefern.
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