Neue Bürgergeld-Zahlen - So viele Empfänger haben noch nie gearbeitet

Neue Zahlen zeigen, wie viele Bürgergeld-Empfänger in Deutschland wenig oder noch nie gearbeitet haben, während andere neben ihrem Job aufstocken müssen. Eine Analyse findet man hier auf Finanz.de.

16.09.2025, 07:00 Uhr, von (Finanzen)
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Bildquelle: FInanz.de / Canva / Euro
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Kaum ein sozialpolitisches Thema sorgt derzeit für so viel Streit wie das Bürgergeld. Die schwarz-rote Bundesregierung plant eine Reform mit strengeren Sanktionen, Kürzungen bei Wohnkosten-Zuschüssen und schärferen Maßnahmen gegen Missbrauch. Während die politischen Fronten verhärtet bleiben, liefern neue Zahlen der Bundesagentur für Arbeit (BA) nun einen differenzierten Blick auf die Erwerbsbiografien von Leistungsbeziehern.

3,93 Millionen Menschen im Bürgergeld-Bezug

Im Jahresdurchschnitt 2023 erhielten rund 3,93 Millionen Menschen Bürgergeld, davon waren etwa 2,97 Millionen nicht erwerbstätig. Viele von ihnen hatten seit Jahren keine Beschäftigung, manche sogar noch nie einen Job in Deutschland.

Die Statistik unterscheidet zwischen Personen, die derzeit nicht arbeiten, und solchen, die seit Beginn der Datenerfassung keine Beschäftigungsmeldung aufweisen. Für rund 1,2 Millionen Bürgergeld-Beziehende ließ sich keine letzte Beschäftigung feststellen.

Doch die Zahl derer, die tatsächlich noch nie in Deutschland gearbeitet haben, ist deutlich kleiner: Laut BA betrifft das nur etwa 36.000 Menschen – rund drei Prozent aller erwerbsfähigen Empfänger.

Wer steckt hinter den Zahlen?

Die BA betont, dass es viele Gründe für lange Erwerbslosigkeit gebe – von gesundheitlichen Problemen bis zu fehlenden Qualifikationen. Als „erwerbsfähig“ gelten bereits Personen, die täglich mindestens drei Stunden arbeiten könnten. Ob dies praktisch möglich ist, gerade bei körperlich belastenden Tätigkeiten, sei eine andere Frage.

Besonders auffällig:

  • Jugendliche und junge Erwachsene – Rund 418.000 Menschen zwischen 15 und 25 Jahren gelten als erwerbsfähig, gehen aber noch zur Schule, in Ausbildung oder ins Studium und leben in Bürgergeld-Haushalten.
  • Geflüchtete – Etwa 630.000 Geflüchtete beziehen Bürgergeld, haben in Deutschland aber noch nicht gearbeitet. Beschäftigungen im Herkunftsland werden in der Statistik nicht erfasst.
  • Aufstocker – Knapp 737.000 Leistungsberechtigte sind zwar erwerbstätig, verdienen jedoch zu wenig und benötigen Bürgergeld als Ergänzung.

Kurzzeitarbeitslosigkeit und Langzeitfälle

Die Statistik zeigt auch Bewegung: Rund 368.000 Bürgergeld-Empfänger waren weniger als ein Jahr arbeitslos. Gleichzeitig gibt es die Gruppe der Langzeitarbeitslosen, die schon seit vielen Jahren ohne Job sind.

Politische Debatte: Sanktionen oder Förderung?

Für die Politik ist die Heterogenität der Gruppe eine Herausforderung. Pauschale Maßnahmen greifen zu kurz. Arbeitsministerin Bärbel Bas (SPD) arbeitet derzeit an einem Reformentwurf, der neben strengeren Sanktionen auch gezielte Förderstrategien enthalten soll.

Bundeskanzler Friedrich Merz (CDU) fordert deutliche Einsparungen bei der Grundsicherung – rund fünf Milliarden Euro sollen gekürzt werden. Sozialverbände warnen hingegen vor einer einseitigen Stigmatisierung.

So kritisierte die Präsidentin der Armutskonferenz, Barbara Höckmann, die Debatte um das Bürgergeld scharf: „Viele Behauptungen – etwa über massenhafte Arbeitsverweigerung – sind statistisch nicht haltbar und verzerren die Realität der Betroffenen.“

Fazit

Die BA-Zahlen zeigen: Nur ein kleiner Teil der Bürgergeld-Empfänger hat tatsächlich noch nie in Deutschland gearbeitet. Die meisten haben entweder gearbeitet, befinden sich in Ausbildung oder sind neu im Land. Für die Politik bedeutet das: Mehr Differenzierung statt Pauschalurteile – und Strategien, die unterschiedliche Lebenslagen berücksichtigen.

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Mehr Informationen: Bürgergeld

News in Finanzen
aktualisiert: 16.09.2025, 07:00 Uhr
Autor: Daniel Herndler
Chef-Redakteur | Finanzen, Steuern, Wirtschaft, Arbeitnehmer
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